Landschaftsschutz
Kiesabbau im Bereich des Laurenziberges
Mit Datum vom 28. Januar 2004 erteilte die Kreisverwaltung Mainz-Bingen in Ingelheim eine neue Erlaubnis zum Abbau von Sand in den Gemarkungen Bingen-Dromersheim und Gau-Algesheim (sog. “Dreispitz“, Flur 18, Parzellennr. 22/1 – 3).
Als aufschiebende Bedingung wird von dem abbauenden Unternehmen der Nachweis einer auf Dauer gesicherten An- und Abfahrtstrecke verlangt. Mit dieser Rechtslage drohen dem Ort und dem Naturraum Laurenziberg, sowie den benachbarten Seitentälern des Welzbaches (Eckelsbach, Dünbach) erneut schwere Beeinträchtigungen. Die Folgen möglicher Abtransportwege mit Schwerverkehr über Gau-Algesheimer und Appenheimer Gemarkungsteile Richtung Welzbachtal würden die gesamte Nahregion irreversibel beschädigen:
Landwirtschaft, Weinbau, Fremdenverkehr, Naherholung und Naturschutz müßten mit schweren Rückschlägen rechnen, sollten der Abtransport von Kies und der Antransport von Verfüllungsmaterial über Jahre hinweg unsere Gemarkungen beherrschen.
Die landwirtschaftlichen Erzeuger müßten mit erheblichen Beeinträchtigungen ihrer Produkte leben.
Erneut müssen Störungen des Wasserhaushaltes befürchtet werden. Besonders für die Feuchtbiotope des hinteren Dünbachtals ist mit irreversiblen Veränderungen zu rechnen.
Für sensible Tier- und Pflanzengesellschaften droht das Aus.
Das Damoklesschwert eines Abtransports Richtung Welzbachtal und L415 trifft ein Gebiet, das von der Bevölkerung der umliegenden Ortschaften intensiv zur stillen Naherholung genutzt wird.
Die Seitentäler des Welzbaches, Eckelsbachtal und Dünbachtal, sind erst als Wanderwege ausgewiesen worden. In den Fremdenverkehrsplanungen der umliegenden Gemeinden wird auf sie als als reizvolle Mosaiksteine der Landschaft zurückgegriffen. Auch für das Konzept der Biotopvernetzung spielen die nach Osten verlaufenden Täler mit ihren Gewässern 3. Ordnung eine überragende Rolle. Sie sind als ökologische Verbindungsachsen zum Westerberg zu betrachten.
Der gemeinsame Traum einer “Weinkulturlandschaft Rheinhessen“ wäre, zumindest in unserer näheren Umgebung, ausgeträumt.
Lebensraum
Pflanzenwelt
Die geologischen und klimatischen Faktoren ermöglichen das Vorkommen einer großen Zahl seltener Pflanzenarten. Auf den landwirtschaftlichen Flächen begegnet man Besonderheiten der heimischen Ackerwildkrautgesellschaften wie dem seltenen Frauenspiegel, Acker-Rittersporn, Kornblume und der Echten Kamille. In den Weinbergen kann man im Frühjahr Acker-Gelbstern, Dolden-Milchstern und Weinbergs-Träubelhyazinthe bewundern. An Rainen, Hecken und in den Hängen wachsen neben Golddistel, Dürrwurz und Bibernell-Rose auch Seltenheiten wie Deutscher Alant und Bienen-Ragwurz. Die feuchteren Bereiche der Bachtäler beherbergen Bittersüßen Nachtschatten, Wilde Karde sowie Arznei-Baldrian und die Herbst-Zeitlose. An den Mauern zeigen sich Felsennelke und Silber-Fingerkraut. Wertvollstes Kleinod des Naturraumes ist das Naturschutzgebiet Jakobsberg. In den Kalk-Halbtrockenrasen wachsen hier Kuhschelle, Fransenenzian und Kalk-Aster. Neben den Orchideen Helm-Knabenkraut und Hummel-Ragwurz ist die größte Besonderheit das weiße Apenninen-Sonnenröschen unterhalb des Friedenskreuzes. In den Vernässungsbereichen ist vor allem auch das Auftreten von Wechselfeuchtezeigern wie Echtem Tausendgüldenkraut, Spargelbohne, Weidenalant und Knolliger Kratzdistel bemerkenswert.
Tierwelt
Das abwechslungsreiche Biotopangebot des Laurenziberges spiegelt sich in einem vielfältigen Tierleben wider. Wildbeobachtungen wie Rehwild, Fuchs, Dachs, Hase, Kaninchen, und Großes Wiesel sind zu passenden Tageszeiten möglich. Grasfrosch, Kreuz- und Wechselkröte sind an feuchten Standorten anzutreffen. Vogelarten der offenen Landschaft finden Brut- und Jagdgelegenheiten auf den Feldflächen und im Gelände der Kiesgruben.
Darunter sind Grauammer, Feldlerche, Schafstelze, Uferschwalbe, Schwarzkehlchen, Sumpfrohrsänger, Feldschwirl, Wachtel, Rebhuhn, Turmfalke, Rohrweihe, Kornweihe, Roter und Schwarzer Milan. In den Weinbergen, Gebüschzonen und Trockenrasen trifft man auf Baumpieper, Nachtigall, Dorngrasmücke, Turteltaube und Neuntöter. Diese Biotope beherbergen auch die Zauneidechse und eine artenreiche Insektenfauna.
Das Laurenzibergplateau liegt in einem überregional bedeutsamen Vogelzugkorridor. Während der Zugzeiten erweitert sich das Artenspektrum um zahlreiche weitere durchziehende Vogelarten, darunter Kranich, verschiedene Drosseln und Heidelerche. Typische Vögel in den Seitentälern sind Pirol, Misteldrossel, Grünspecht und Waldohreule. In den Anwesen von Laurenziberg haben Rauchschwalbe, Mehlschwalbe, Dohle, Steinkauz, Schleiereule und verschiedene Fledermausarten wie Großer Abendsegler und Graues Langohr ein Zuhause gefunden.
Naherholung
Möglichkeiten der Naherholung
Spazier- und Radwege:
Von Gau-Algesheim und allen umliegenden Gemeinden; überwiegend ausgebaut, bei jeder Witterung sidn die Wege überwiegend begehbar, Man hat herrliche Fernblicke auf Rheingau, Taunus, Soonwald und das rheinhessische Hügelland. Teilweise im Wanderwegeprogramm der Gemeinden beschrieben und ausgeschildert.
PKW-Anfahrt:
Von Gau-Algesheim (K12) und Ockenheim (Bergstr.)
Einkehr:
Zwei typische rheinhessische Gutsschänken in Laurenziberg (Weingut Lich; Alter Kornspeicher – Familie Sterck)
Besondere Ziele:
- Wallfahrtskirche Laurenziberg
- Kloster Jakobsberg mit Kapelle und Begegnungsstätte
- Jakobsberger Weinlaube (Anpflanzung von 130 Rebsorten aus aller Welt)
- Aussichtspunkt Friedenskreuz am Jakobsberg
- Aussichtspunkt Dromersheimer Hörnchen
- Historische Trockenmauer im Eckelsbachtal